Segellexikon

IRC

Ein Vermessungssystem des renommierten englischen Yachtclubs RORC (Royal Ocean Racing Club, London und Cowes). IRC steht in Konkurrenz zu ORC International, dem Vermessungssystem der ORC. Nach IRC werden inzwischen in allen englischsprachigen Ländern, in Dänemark, auf dem Mittelmeer und in der Karibik Regatten gesegelt, während im übrigen Nordeuropa zumeist ORC International vorgezogen wird. Hier behauptet sich also ein einziger Club ungeheuer erfolgreich gegen den Weltseglerverband ISAF.

Die Vermessung ist bei IRC ähnlich aufwändig wie bei ORC International, aber im Gegensatz zu ORC International werden bei IRC die Formeln, aus denen der Rennwert GPH berechnet wird, nicht veröffentlicht. Niemand weiß genau, wie der Rennwert ermittelt wird. Daher ist es kaum möglich, Yachten mit dem Ziel zu bauen, einen guten IRC-Rennwert zu bekommen.

Das ist bei ORC International anders. Konstrukteure haben Regatta-Yachten mit dem einzigen Ziel entwickelt, einen möglichst günstigen Vermessungswert GPH zu bekommen. Das hat zu Schiffen geführt, die ein Unterwasserschiff wie ein Surfbrett haben. Typisch hierfür sind X-Yachten, etwa eine X 442: gerader Steven, flaches Unterwasserschiff, schmaler, tiefgehender Kiel und ein breites Heck. Durch IRC entwickeln sich die großen und seegehenden Yachten in eine andere Richtung. Je größer und damit schwerer die Schiffe werden, desto klassischer sehen sie jetzt auch wieder aus (zum Beispiel eine Swan), mit der Besonderheit, dass sie einen Schwenkkiel und Ballasttanks besitzen, die diese Schiffe aufrechter segeln lassen. Auf langen Strecken, auf denen nicht vornehmlich gekreuzt werden muss, sind solche Schiffe schneller. Dieser Schiffstyp wird von IRC bevorteilt und von ORC International benachteiligt.

Auch die Wetterverhältnisse während einer Regatta werden beim IRC nicht berücksichtigt, während ORC International dafür eine Zeitvergütung vergibt. Wer in einer IRC-Regatta in einer Flaute liegen bleibt, hat Pech gehabt. So auch bei einem Fastnet Race – ein Feld von 58 Booten läuft in Plymouth ein, nachdem es 24 Stunden vor Land's End in der Flaute gelegen hatte. Das IRC rechnet die 44-Fuß-Yacht "Arndt" des KYC nach Zieleinlauf auf Platz 18. Während die Kieler schon feiern, laufen Boote von 30 bis 35 Fuß über die Ziellinie, die an Land's End vorbeikamen, als dort keine Flaute mehr herrschte. Boot für Boot, das durchs Ziel geht, wird die "Arndt" nach unten durchgereicht.

Im ORC International wird für jede Stunde und jeden Kurs berücksichtigt, wie viel und woher der Wind wehte. Bei Flaute darf eine Yacht auch langsamer sein. Wer mehr Wind hatte, muss früher ankommen. IRC hingegen vergleicht nur die absoluten Zeiten und multipliziert sie mit dem Rennwert GPH. So kann eine 30 Jahre alte Cutlass 31 mit Wind vor eine in der Flaute liegende X-442 gerechnet werden. Dass die X-442 in der Flaute festgelegen hatte, hatte mit der sportlichen Leistung nichts zu tun, sondern war Schicksal.

Der Deutsche empfindet das als ungerecht und für den Engländer gilt: that´s life! Schon an Land ist der Unterschied erkennbar. In der Cowes Week ist alles viel gelassener als in der Kieler Woche. Die Engländer spotten über Deutsche, indem sie sagen, die arbeiten an einer Formel, mit der man auch noch den Gezeitenstrom berücksichtigen kann. Für die Engländer ist jemand, der falsch im Strom segelt, einfach doof und gehört auch auf den letzten Platz.

Übrigens, deutsche Seeregatten kämpfen seit Jahren mit sinkenden Meldezahlen. Beim Fastnet Race dagegen kämpft der Teilnehmer zuerst einmal mit der Warteliste, weil nur 300 Yachten zugelassen werden. Da ist es doch eine gute Nachricht, dass ORC und RORC eine Kooperation vereinbart haben und eine weltweit einheitliche Formel für Hochsee-Handycap-Regatten entwickeln wollen.