Segellexikon

ORC International

Das seit 2008 vom ORC als Nachfolger von IMS verwendete Vermessungssystem. ORC International ist ein computergestütztes Verfahren zur Vermessung von Segelyachten, die gegen Yachten anderen Typs und anderer Größe Regatta segeln – im Gegensatz zu einer Einheitsklasse.

Eine Vermessungsmaschine tastet dabei mittels Laserstrahlen den Rumpf ab und gibt die Daten an einen angeschlossenen Computer weiter. Auch das Rigg und alle Segel werden vermessen und alles wird auch gewogen. Das ist die so genannte Landvermessung.

Schließlich erfolgt eine weitere Vermessung des Schiffes im Wasser, die Wasservermessung. Es ist genau vorgeschrieben, welche Ausrüstung sich dabei an Bord befinden darf (Anker, Motor) und wie voll die Tanks (Frischwasser, Diesel) sein dürfen. Bei der Wasservermessung werden zum Beispiel die Wasserlinie und das Freibord vermessen, zudem wird die Stabilität ermittelt.

Das Ergebnis ist der Messbrief, ein mehrseitiges Dokument mit endlosen Zahlenkolonnen und einem zusammenfassenden Wert, der sich GPH nennt. Das ist sozusagen das Handicap für die vermessene Yacht, mit dem diese in einer Regatta gegen andere Yachten antritt. Während der Regatta muss die gesamte Ausrüstung und Einrichtung an Bord genauso wie zum Zeitpunkt der Vermessung sein. Es ist zum Beispiel verboten, den Anker an anderer Stelle als bei der Vermessung zu verstauen.

ORC International beschränkt sich aber nicht auf die Vermessung der Yachten. Während jeder Regatta werden ständig Windrichtung, Windstärke sowie der Seegang gemessen, weil Yachten bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen natürlich auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit laufen. Ein Schiff, das auf einem Abschnitt wenig Wind hat, darf langsamer sein als eines, das vielleicht erst später diese Strecke passiert und dann auf stärkeren Wind trifft. Das alles wird berücksichtigt. So gerecht dieses System ist – es ist doch sehr kompliziert und die Ergebnisse sind oftmals kaum nachvollziehbar.

So weit wurde alles auch schon bei IMS gemacht. Für ORC International wurden diverse Software-Module komplett neugeschrieben, doch diese Änderungen sind nur für Insider verständlich. Für Außenstehende hat sich nur der Name geändert – weshalb auch heute noch zumeist von IMS gesprochen wird.

ORC International ist noch das in Deutschland und Nordeuropa – jedoch nicht in Dänemark – vorherrschende Vermessungssystem. In englischsprachigen Ländern (UK, USA, AUS, NZ), in Dänemark, im Mittelmeer und in der Karibik wird dagegen nach IRC gesegelt. Auch viele Langstrecken-Regatten in Nordwesteuropa werden bereits nach IRC ausgetragen.

ORC International unterscheidet sich von IRC vom allem dadurch, dass a) die Wetterverhältnisse während der Regatta berücksichtigt und b) die Formeln, mit denen GPH berechnet wird, veröffentlicht werden. Viele IMS-Racer wurden speziell auf diese Formel hin konstruiert. Typisch für solche Schiffe waren ein gerader Steven, ein flaches Unterwasserschiff mit einem breiten Heck sowie lange, schmale Kielflossen und Ruderblätter. Als "Formelsäue" wurden solche Schiffe beschimpft, "wie ein Surfbrett sehen die aus", lästerten die Gegner. Doch weil solche Schiffe unbestreitbar schneller sind, wurden auch immer mehr Cruiser-Racer und sogar Cruiser in diesem Stil gebaut, sodass er inzwischen weit verbreitet ist. Bei IRC werden die Formeln nicht veröffentlicht. Statt endloser Zahlenkolonnen wird für eine vermessene Yacht nur GPH veröffentlicht.

Neben ORC International gibt es ein weiteres, stark vereinfachtes Vergütungssystem, das ORC Club. Es ist eher mit dem Yardstick-System vergleichbar.